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Herzdruckmassage: Erste Hilfe rettet Leben


Herzstillstand
Mit Hand aufs Herz kann jeder Leben retten

dpa, tze, lk

Aktualisiert am 12.07.2023Lesedauer: 3 Min.
Wiederbelebung mittels HerzdruckmassageVergrößern des BildesHerzdruckmassage ist die wichtigste Erste-Hilfe-Maßnahme bei Herzstillstand. (Quelle: Pixel_away/Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Von 70.000 Menschen pro Jahr, die einen plötzlichen Herzstillstand erleiden, sterben 65.000. Nur ein Drittel der Laien, die während eines solchen Unfalls vor Ort sind, leistet Erste Hilfe, beklagt die Deutsche Herzstiftung.

Es kann immer und überall passieren: Am Frühstückstisch bricht der Partner bewusstlos zusammen, beim Einkaufsbummel in der Fußgängerzone sehen Sie eine ältere Frau kollabieren – wissen Sie, was dann zu tun ist? Bei Herzstillstand zählt jede Minute, und nun ist Ihr Einsatz gefragt, um Leben zu retten.

Das Problem: Pro Minute ohne lebenserhaltende Maßnahmen sinkt die Überlebenschance um rund zehn Prozent. Nach zehn Minuten ist der Patient in der Regel tot. Der Krankenwagen braucht aber meist acht bis zehn Minuten, um zum Unfallort zu gelangen.

"Herzdruckmassage ist die Nummer Eins"

Die überlebenswichtige Formel lautet ganz einfach "Hand aufs Herz". Nach aktuellem Kenntnisstand der Notfallmedizin ist Herzdruckmassage wichtiger als Mund-zu-Mund-Beatmung.

Diese sechs Schritte zur Wiederbelebung sollte jeder kennen:

Der Erste-Hilfe-Schnellkurs für die Führerscheinprüfung liegt Jahrzehnte zurück und die Mund-zu-Mund-Beatmung fand man schon an der Übungspuppe unangenehm. Immer wieder kommt es vor, dass Passanten aus Unsicherheit oder Ekel tatenlos bleiben. Angesichts der neuen Erkenntnisse hofft die Deutsche Herzstiftung, dass nun mehr Menschen in Notfällen beherzt zupacken. "Für Laienhelfer ist die Herzdruckmassage in 99 Prozent aller Fälle die Nummer Eins", bestätigt Professor Dr. Hermann H. Klein, Kardiologe am Klinikum Idar-Oberstein und Beiratsmitglied der Herzstiftung.

Was man tun sollte bis der Arzt kommt

Ist es "nur" ein Kreislaufkollaps oder doch Herzstillstand? Das können Laien einfach überprüfen, indem sie den Bewusstlosen an den Schultern fassen, schütteln und laut und deutlich ansprechen. Reagiert er nicht, muss unter der Rufnummer 112 sofort der Rettungsdienst alarmiert werden.

Dann unverzüglich mit der Herzdruckmassage beginnen: Der Patient wird auf den Rücken gedreht. Am besten zieht der Ersthelfer eine unsichtbare Linie zwischen den Brustwarzen und legt beide Hände übereinander auf den Punkt genau in der Mitte. Dort circa 100-120 Mal pro Minute fest drücken, etwa fünf bis sechs Zentimeter tief in Richtung Wirbelsäule. Wer im Takt des Liedes "Stayin' Alive" von den Bee Gees drückt, erreicht ungefähr 100 Stöße pro Minute. Wo man ganz genau drückt, ist letztlich weniger entscheidend als dass man drückt.

Bringt die Druckmassage das Herz wieder zum Schlagen?

Die Herzdruckmassage kann das stillstehende Herz zwar nicht wieder zum Schlagen bringen, aber sie erhält einen Minimalkreislauf aufrecht. Wichtig ist, dass sie so wenig wie möglich unterbrochen wird. Wichtig ist, die Herzdruckmassage nicht zu unterbrechen.

Schwinden die Kräfte, spricht der Ersthelfer jemanden der Umstehenden direkt an: "Können Sie bitte übernehmen!" Dann begibt sich der neue Ersthelfer auf die andere Seite des Patienten und die beiden Helfer zählen zum Wechsel herunter: "Drei, zwei, eins." Mit der Druckmassage baut der Ersthelfer einen Blutdruck auf, damit der noch im Körper vorhandene Sauerstoff ins Gehirn transportiert wird. Unterbricht er die Massage, sackt der Druck sofort wieder ab.

Kann man etwas falsch machen?

Unerfahrene Ersthelfer fragen sich, ob sie Schaden anrichten, wenn sie zu zaghaft oder zu fest drücken. Dazu sagen Herzspezialisten: "Lieber etwas mehr als weniger", denn je mehr Druck man auf den Brustkorb ausübt, desto mehr Blut kann durch das Kreislaufsystem strömen. Dass der Bewusstlose dabei Rippenbrüche erleidet, kommt häufig vor, ist aber angesichts der lebensbedrohlichen Situation das kleinere Übel.

Was ist mit der Mund-zu-Mund-Beatmung?

Lange galt, dass sich Beatmung und Herzdruckmassage bei der Wiederbelebung in kurzem Abstand abwechseln müssen. Gestützt auf neue medizinische Erkenntnisse gilt seit einiger Zeit die 30-zu-2-Richtlinie. Also im Wechsel 30 Kompressionen und zwei Atemspenden. Mediziner und erfahrene Ersthelfer gehen bei der Wiederbelebung so vor. Aber ein Laie – zumal, wenn er allein ist – macht nichts falsch, wenn er sich nur auf die Herzdruckmassage konzentriert, lautet der Rat der Deutschen Herzstiftung.

Beatmen, wenn der Rettungswagen länger braucht

Studien haben ergeben, dass Herzmuskelzellen in den ersten Minuten nach einem Kreislaufstillstand weniger durch Sauerstoffmangel geschädigt werden als durch den Stillstand des Blutes. Verzögert sich allerdings das Eintreffen des Rettungswagens, sollten Helfer den Bewusstlosen auch beatmen.

Wie funktioniert ein Defibrillator?

An öffentlichen Orten wie Bahnstationen oder Sportstadien hängen Defibrillatoren zur Wiederbelebung. Was viele nicht wissen: Die Geräte können generell auch von Laien bedient werden. Die nötigen Hinweise stehen in der einfachen Gebrauchsanweisung.

Während die Herzdruckmassage nur den Blutfluss im Kreislaufsystem aufrechterhält, bewirkt der Defibrillator, dass das Herz wieder richtig schlägt. "Das ist wie ein Reset beim Computer. Man stellt alles auf null, in der Hoffnung, dass das Herz den richtigen Rhythmus wiederfindet", verdeutlicht Klein.

Auf Unterstützung vertrauen

Der Defibrillator hilft nur bei Kammerflimmern. Ob das zutrifft, signalisiert das Gerät mit dem Hinweis "Schock empfohlen", beziehungsweise "Schock nicht empfohlen", sobald die Elektroden auf dem Brustkorb des Patienten aufgelegt sind. Beruhigend zu wissen: "In größeren Menschenmengen kann man davon ausgehen, dass immer jemand da ist, der mit einem Defibrillator umgehen kann", weiß der Kardiologe. Doch so lange sollte ein Helfer unbedingt die Herzdruckmassage weiterführen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Eigene Recherchen
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